Die zweimal jährliche Präventionsinjektion Lenacapavir muss dringend an den Patentpool lizenziert werden
Pressemitteilung, 28.08.2024 | Lenacapavir wurde bisher als Salvage-Therapie (letzte Rettung) in der HIV-Behandlung eingesetzt, wenn gegen andere antiretrovirale Medikamente Resistenzen vorlagen. Der Preis für die Therapie mit Lenacapavir liegt in den USA bei über 40.000 USD pro Person und Jahr. Auf der Internationalen Aidskonferenz in München Ende Juli wurde Lenacapavir nun auch als effektive Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) gefeiert, die zu keiner HIV-Infektion führte. Aber wie erschwinglich ist das Injektionsmittel für Länder niederen und mittleren Einkommens, die es dringend benötigen?
Der Jubel in München war groß. Das PrEP-Medikament Lenacapavir, das nur zweimal jährlich injiziert werden muss, führte in einer (doppelt verblindeten randomisierten Phase 3-Studie mit über 5000 16-25 jährigen Mädchen und Frauen in Uganda und Südafrika zu keiner einzigen HIV-Infektion. In den Kontrollarmen, in denen der aktive Wirkstoff in Tablettenform eingenommen wurde, war es insgesamt zu 55 Infektionen gekommen. “Besonders bei Präventionsstudien mit jungen Frauen hat sich bisher gezeigt, dass die Einnahme von Tabletten keine nachhaltige Lösung darstellt. Lenacapavir ist ein Game-changer, um Neuinfektionen zu verhindern. Aber das Mittel muss bezahlbar sein, besonders auch für Länder mittleren Einkommens“, so Dr. Astrid Berner-Rodoreda, Mitbegründerin und Vorstandsmitglied von PHM Deutschland.
Generisch hergestellt könnte das Mittel nach Berechnungen des englischen Pharmakologen Andrew Hill bei 10 Millionen Nutzer*innen für 40 USD pro Person und Jahr mit einer Profitmarge von 30% zur Verfügung gestellt werden. Die Firma Gilead hat den Preis für Lenacapavir als Präventionsmittel noch nicht festgelegt und beabsichtigt, nur an ein paar handverlesene Generikafirmen Lizenzen zu vergeben. „Das reicht jedoch nicht aus, um das Medikament weltweit zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung zu stellen. Wir fordern daher die Firma Gilead auf, Lenacapavir an den Medicines Patent Pool zu lizenzieren mit einem möglichst großen Lizenzgebiet, so dass sich weltweit Menschen effektiv vor einer HIV-Infektion schützen können”, so Dr. Christiane Fischer, 1. Vorsitzende des PHM Deutschland.
Der Medicines Patent Pool wurde 2010 eingerichtet, um benötigte Medikamente und Medikamentenkombinationen in Ländern niedereren und mittleren Einkommens durch möglichst breite Lizenzgebiete und mit einer Vielzahl von Generikaunternehmen als Lizenznehmer kostengünstig verfügbar zu machen.
Das PHM Deutschland ist das deutsche Netzwerk des globalen People’s Health Movements, einer Bewegung, die Basisgesundheitsaktivist*innen, Organisationen der Zivilgesellschaft und akademische Einrichtungen zusammenbringt, um die Erklärung von Alma Ata mit dem Ziel der „Gesundheit für alle Menschen“ umzusetzen.
Kontakt:
Dr. Astrid Berner-Rodoreda
berner-rodoreda@phmovement.de
Dr. Christiane Fischer
0157-35469070
fischer@phmovement.de